Dieser Beitrag ist all denen gewidmet, die offiziell als nicht Systemrelevant gelten und die trotz aller Hürden (politisch, rechtlich, gesellschaftlich, wirtschaftlich) unermüdlich für Ihresgleichen und deren Rechte in unserer Gesellschaft einstehen und kämpfen. Ihr seid großartig und verdient (meinen, unser aller) höchsten Respekt!

Ich möchte etwas zu diesem Thema sagen, weil ich jemand bin, der versucht, Dinge zu verstehen bevor ich mir meine Meinung bilde. Und ja, jemand, der sogar manchmal auch kritisch hinterfragt (auch, wenn das oft nicht gewünscht ist), ob das was in unserer Welt so passiert eigentlich in Ordnung ist. Für alle. Und für den Einzelnen (mein ehemaliger Chemielehrer wäre zuriefst enttäuscht von mir. Er gab mir den Rat doch einfach dumm zu bleiben – naja, in puncto Chemie habe ich mich auch daran gehalten;-).

Bei der zu Beginn unserer Pandemie oft diskutierten Definition des Begriffs „Systemrelevanz“, kam mir ehrlich gesagt das Kotzen. Sorry, für die krasse Wortwahl. Aber das ist ja mein Blog. Hier darf ich auch mal undamenhaft schreiben. Ich empfand (und empfinde es noch) als höchst ungerecht, wie und wer über die Förderwürdigkeit und Einstufung von Systemrelevanz bei uns entscheidet. Ich arbeite selbst in der Hotelbranche und erlebe jeden Tag die teilweise echt grotesken Auswüchse politischer Entscheidungen. Zumeist getroffen von Menschen ohne entsprechende Branchenkenntnisse. Gott sei Dank haben wir eine starke Lobby, deren Sprecherin es zumindest mal in die Tagesschau geschafft hat. Aber was ist mit denen, die in 2018 noch als Systemrelevant galten und von denen heute keiner mehr etwas wissen will? Zitat aus einer Festtagsrede zu 20 Jahre BKM von Frau Angela Merkel: „Kultur und Medien sind für uns systemrelevant. Ohne Kultur keine Tradition und kein Fortschritt, und ohne freie Medien keine lebendige Demokratie.“ Interessant…

Richtig. Ich spreche von unseren Kulturschaffenden. Denjenigen, die mit ihrer Kreativität, ihrer Leidenschaft zur Musik, zur Kunst, zur Kultur unserer Gesellschaft Leben einhauchen und Farbe, Identität, ein Herz und ein Gesicht geben. Alles nicht wichtig? Nicht Systemrelevant? Nur weil die entsprechende Lobby leider nicht groß genug ist? Das kann echt nicht sein. Und das darf nicht sein!

Ihr seht, mich bewegt dieses Thema sehr. Ich liebe all das und möchte in einer Gesellschaft leben, in der diese Dinge (wert-)geschätzt werden. Gefördert und unterstützt. In der es auch nach Pandemien und sonstige Krisen noch Musik, Kultur und Kunst gibt. „Aber einer alleine kann doch nichts dagegen machen“, hat mir letztens jemand gesagt. Falsch. Ich glaube fest daran, dass jeder von uns mithelfen kann, dass sich an dieser Situation etwas ändert. Besucht Konzerte, Ausstellungen, Kinos und und und. Jedes Genre hat sein eigenes, funktionierendes Hygienekonzept. Es gab bisher noch keine Veranstaltung dieser Art, bei dem ein so genannter „Hotspot“ ausgebrochen ist (und sorry liebe Jecken, aber Fasching zähle ich jetzt mal nicht dazu). Im Ernst, bitte helft denen, die gerade versuchen im Alleingang diese Welt zu retten. Zeigt, dass sie nicht alleine sind. Bleibt kritisch, lebendig und bunt. Dann haben wir auch nach der Krise noch ein kulturelles Leben.

In diesem Sinne, bleibt gesund, bunt und lebendig.

Eure M.